Walder-KulturKotten

Die Gebäude

Das Gesamtensemble besteht aus folgenden Gebäuden:

  • Fachwerkhaus mit Schieferverkleidung und mit Lindenbepflanzung im Vorgarten, in  dem sich der Kindergarten „Kunterbunt“ befindet. Es ist Anfang des 19. Jahrhunderts (vermutlich1829) erbaut worden.
  • Einem rückwärtig daran angebautes zweigeschossiges, verbrettertes Gebäude, das ehemals eine Werkstatt war. Es wurde 1882 errichtet.
  • Das um 1887 angebaute Fabrikgebäude in unverputzter Ziegelbauweise mit typischen Rund-Bogenfenstern und einem später angebauten Teil mit Shed-Dach.
  • Davor ein eingeschossiger Massivbau, der ursprünglich als Kontor und Packstube genutzt wurde. Er wurde aber erst 1892 fertig gestellt. Darin befindet sich heute das „Laurel und Hardy-Museum“.
  • Die letzte Baulücke davor wurde erst 1912 geschlossen.
  • Das hier beschriebenen Fabrikgebäude gehört jetzt dem Walder Bürgerverein 1861 e.V und heißt allgemein „Walder Kotten“.

Weiteres Ziel ist eine Nutzungsmöglichkeit für verschiedene Veranstaltungen im kulturellen Bereich. Denkbar sind dabei Ausstellungen für Walder Künstler, Vorträge, Gesprächsrunden usw. aber auch die Nutzung des Außengeländes für Vereinsveranstaltungen.


Auf Grund der nachbarlichen Verhältnisse sollen natürlich auch gemeinsame Veranstaltungen mit dem Laurel&Hardy-Museum durchgeführt werden.


Die Familie Vock

Die Familiengeschichte verdanken wir den handschriftlichen Aufzeichnungen von Alida Immer, Tante Alida.

Wer in Wald erinnert sich nicht an sie?

Demnach begann es 1873, als Eduard Vock das Fachwerkhaus erwarb und den Anbau als Betriebsstätte errichtete. Zuerst wurden Spiralbohrer hergestellt.


1885 übernahm Carl Vock die „Fabrik“ von seinem Vater. Er erweiterte die Produktion um feinmechanische Werkzeuge für Uhrmacher und um Knöpfe für Bruchbänder. Das rote Backsteingebäude, also unser „Walder Kotten“ wurde von Carl Vock errichtet. Das Geschäft gedieh weiterhin und die Produktion wurde um kleine Schraubenzieher, Ohrlochstecher und Ringmaßstäbe erweitert.


1883 war Carl‘s Sohn Willibald Vock geboren worden. Er trat später in den Betrieb seines Vaters ein. Zu der Zeit wurden dann auch Kontakt-Feilen und Artikel für die aufblühende Fernmeldetechnik hergestellt.

Nachdem seine Frau verstorben war, heiratete Carl Vock 1900 zum zweiten Mal. Seine Frau Emilie brachte zwei Kinder zur Welt. Eugen und Thea Vock, die später beide Ärzte wurden. Carl Vock verstarb 1944 und sein Sohn Willibald führte den Betrieb noch bis 1962 weiter. Frau Dr. Thea Vock hat bis 1964 an der Adresse Locher Straße 17 in dem Fachwerkhaus praktiziert.


Kücke & Co.

Die Firma Kücke & Co. aus Wuppertal übernahm 1962den Betrieb und stellte weiterhin Geräte für die Fernmelde-Technik her. Der größte Kunde war seinerzeit die Deutsche Bundespost, später Deutsche Telekom, dann aber auch „T & N“. Kurioserweise gehörten zum Produktionsprogramm auch Steigeisen, die zum Besteigen von Telefonmasten benötigt wurden.

Dazu waren folgende Maschinen vorhanden, die man zum Teil immer noch hier sehen kann und die ebenfalls unter Denkmalschutz stehen:

-  Schraubstock,

-  Härteprüfgerät,

-  Winkelautomat.

-  Fräsbank,

-  Hobelmaschine,

-  Tischhobelbank

-  Drehbank,

-  Excenterpresse,

-  Härteofen,

-  Schleifmaschine,

-  Punktschweißgerät,

-  Sandstrahlgebläse,

-  Fallhammer etc.,

die zum Teil von Willibald Vock selbst gebaut worden waren. Horst  Schulz, der seine Lehre 1954 begann und bis 1994 dort beschäftigt war, hat ihn später darum als einen „Knösterpitter“ bezeichnet. Dazu kommt die im Nebenraum befindliche Schmiede mit Esse und Amboss. Außerdem noch mehrere Schränke und Konsolen mit noch viel mehr Schubladen für die Aufbewahrung von Zubehör und Ersatzteilen. Das sind heute ebenfalls schon Denkmale.

Das Produktionsprogramm

Es ist die Ablichtung eines Liefer-Katalogs der Fa. Kücke & Co. erhalten. Er hat 181 Seiten. Darin sind schätzungsweise 800 verschiedene Produkte in schätzungsweise 6.000 bis 7.000 Größen, Formen und Farben abgebildet und beschrieben. Das waren z.B.:

-  Abisolierer,

-  Abmantelungswerkzeuge,

-  Biegeschlüssel,

-  Federbieger,

-  Feder- oder Ausziehhaken,

-  Justierwerkzeuge,

-  Kontakt-Reinigungsbürsten,

-  Kontakt-Federwaagen,

-  Kontakt-Hohlspiegel,

-  Lötzinn-Schaber,

-  Pinzetten,

-  Regulierhaken, Richthaken, Relaiszieher,

-  Schlüssel,

-  Schraubendreher,

-  Steckschlüssel,

-  Steigeisen,

-  Stell- und Justierstifte etc.


Diese Geräte, Werkzeuge und Ausrüstungsgegenstände sind zum größten Teil hier hergestellt worden. Einige Beispiele dafür können auch noch gezeigt werden, darunter auch Reparatur-Koffer. Auch das Emaille-Firmenschild der Fa. Kücke & Co. ist noch vorhanden.

1954 begann Horst Schulz seine Lehre bei Kücke & Co und war bis zur Schließung der Produktion 1994 dort beschäftigt. Er hat den Kotten später lange Zeit gehütet und wir haben ihm dafür den Ehrentitel eines „Kustos“ verliehen.

Die schnelle technische Entwicklung der Fernmelde- und Telekommunikationsbranche brachte für die Fa. Kücke & Co. immer stärkere Umsatzrückgänge. Deshalb wurde der Standort Solingen-Wald 1994 dann aufgegeben. Aber noch bis 1991 stellte Horst Schulz ca. 1.500 verschiedene Teile für die Fernmeldetechnik her.


Soweit die Historie dieses Baudenkmals als Beispiel für „Wohnen und Arbeiten im 19. Jahrhundert“.


Südumgehung Wald

Der Rat der Stadt hatte 1988 beschlossen, dass das Gebäude unseres „Walder Kottens“ im Rahmen der geplanten Südumgehung Wald abgerissen werden sollte. Das gesamte Grundstück war damals bereits im Besitz der Stadt Solingen.

Durch massiven Widerstand, insbesondere der Eltern der Kinder von „Knusperhaus“, wurde das gesamte Ensemble schließlich unter  Denkmalschutz gestellt und es erfolgte eine Umplanung der Südumgehung, so dass das Gebäude gerettet werden konnte.

Jetzt ist er unser „Walder Kotten“

Alida Immer beschrieb den „Walder Kotten“1994 so:

„Interessant ist, was der „Walder Kotten“ heute beherbergt: eine kleine Schmiede mit Esse und Amboss, Fräsbänke, Hobelbänke, Drehbänke, kleine Pressen, eine Nietmaschine, Bohrmaschinen, eine kleine Schleiferei, Schraubstöcke, Werkbänke, einen Härteofen und viele Schränke mit noch mehr Schubladen und einer Vielzahl von Artikeln. Die Uhr an der Wand mit ihren klaren Zahlen, ein altes Bild, die Ehrenurkunde von Herrn Schulz und die vielen blühenden Geranien an den Fenstern geben diesem Raum das Gepräge. Durch die schönen Rundbogenfenster kommt viel Licht in den Raum, so dass sich jeder wohlfühlt, der diesen alten Kotten betritt“.

Genau diese Beschreibung hatte uns ganz außerordentlich gut gefallen.

Wir mussten handeln, nahmen Kontakt mit der Stadt auf und wurden uns dann ziemlich schnell einig. Wir wurden als „Schützen- und Bürgergilde WALD 1861 e.V.“ Mieter des Gebäudes und gaben ihm den Namen „Walder Kotten“, den er heute noch trägt. Ursprünglich war es unsere Absicht, den „Walder Kotten“ zu einem „Walder Heimatmuseum“ zu machen. Dazu wurde zunächst der sogenannte Packraum renoviert.

Jetzige und zukünftige Nutzung

Konzerte       Lesungen         Ausstellungen     Treffen   Feiern       Vorträge

Der „Walder Kotten“ soll unter Beachtung aller Vorgaben des Denkmalschutzes und neben seiner Bedeutung als Laurel & Hardy-Museum zu einem Zentrum für Information, Kommunikation, Veranstaltungen und Ausstellungen in Wald ausgebaut werden.

Der „Walder Kotten“ könnte dann genutzt werden für:

- Veranstaltungen des Walder Bürgervereins 1861 e.V.,

- Veranstaltungen anderer Vereine,

- Versammlungen,

- Vorträge,

- Ausstellungen,

- Vernissagen,

- Veranstaltungen des „Laurel & Hardy-Museums oder

- Private Feiern wie Geburtstage oder Jubiläen.

Da die weitere Renovierung neben einem hohen Arbeitsaufwand auch hohe Kosten verursacht bitten wir Sie ganz herzlich um Ihre Unterstützung für die dauerhafte Erhaltung dieses einmaligen Walder Baudenkmals!